Religion

Texte für den Religionsunterricht


Die Fabel vom Seepferdchen Neufassung/Kontrastgeschichte von SchülerInnen dazu:
Die Geschichte vom Karl
Der kranke Regenwurm Neufassung/Kontrastgeschichte von SchülerInnen dazu:
Leben?
Glücklich sein, beachtet werden...
Der Mann
Die Chance der Bärenraupe Neufassung/Kontrastgeschichte von SchülerInnen dazu:
"Denk an deine Zukunft!"
Die Angst
Der Raupenmord
Die Rose Neufassung/Kontrastgeschichte von SchülerInnen dazu:
Der 80. Geburtstag
Brunnenfrosch und Seefrosch Neufassung/Kontrastgeschichte von SchülerInnen dazu:
Martin und Tom
Landjunge und Stadtjunge
Zwei Geschwister
Der Stadtfloh und der Zirkusfloh
Der Arme und der Reiche
Die kleine Schraube Neufassung/Kontrastgeschichte von SchülerInnen dazu:
Ein guter Mensch am Höllentor                
Der Adler
Wünsche an das neue Jahr
Gebet

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Die Fabel vom Seepferdchen

Es war einmal ein Seepferdchen, das eines Tages seine sieben Taler nahm und in die Ferne galoppierte, sein Glück zu suchen. Es war noch gar nicht weit gekommen, da traf es einen Aal, der zu ihm sagte:

»Psst. Hallo Kumpel. Wo willst du hin?« - »Ich bin unterwegs mein Glück zu suchen.«, antwortete das Seepferdchen stolz. »Da hast du's ja gut getroffen!«, sagte der Aal, »Für vier Taler kannst du dieser schnelle Flosse haben, damit kannst du viel schneller vorwärtskommen.«

»Ei, das ist ja prima«, sagte das Seepferdchen, bezahlte, zog die Flosse an und glitt mit doppelter Geschwindigkeit von dannen. Bald kam es zu einem Schwamm, der es ansprach: »Psst. Hallo Kumpel. Wo willst du hin?« - »Ich bin unterwegs, mein Glück zu suchen.«, antwortete das Seepferdchen. »Da hast du's ja gut getroffen!«, sagte der Schwamm, »Für ein kleines Trinkgeld überlasse ich dir dieses Boot mit Düsenantrieb; damit könntest du viel schneller reisen.«

Da kaufte das Seepferdchen das Boot mit seinem letzten Geld und sauste mit fünffacher Geschwindigkeit durch das Meer. Bald traf es einen Haifisch, der zu ihm sagte: »Psst. Hallo Kumpel. Wo willst du hin?« - »Ich bin unterwegs, mein Glück zu suchen.«, antwortete das Seepferdchen. »Da hast du's ja gut getroffen. Wenn du diese kleine Abkürzung machen willst«, sagte der Haifisch und zeigte auf seinen geöffneten Rachen, »dann sparst du eine Menge Zeit.«

»Ei, vielen Dank.«, sagte das Seepferdchen und sauste in das Innere des Haifisches und wurde dort verschlungen.

R. F. Mager
zit. nach: Deutsche Pfadfinderschaft St. Georg (Hrsg.):
Geschichten für Sinndeuter. Düsseldorf 21982

 

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Der kranke Regenwurm

Es war einmal ein Regenwurm, der war sein ganzes Leben lang krank. Kaum hatte ihn seine Mutter auf die Welt gebracht, war er schon krank. Man merkte es an seiner unlustigen Art, dass ihm etwas fehlte. Der Wurmdoktor kam mit seinem Köfferchen gekrochen und fühlte ihm den Puls. »Was fehlt ihm?«, fragte die Mutter ängstlich. »Er ist krank.«, sagte der Wurmdoktor und machte ein besorgtes Gesicht.
Die Mutter wickelte ihn in warme Sauerampferblätter ein und brachte ihm Schneckenschleim. Aber der Regenwurm blieb krank und zeigte keine Lebensfreude. Wenn die anderen Würmer spielen gingen, lag er krank in seinen Sauerampferblättern unter der Erde, er wusste nicht einmal, was Sonne und Regen ist. Er blieb auch krank, als er größer wurde. Nie verließ er sein Plätzchen unter der Erde, sondern lag immer in seinen Sauerampferblättern und aß traurig seinen Schneckenschleim. Drum wurde er auch nie von einer Amsel gefressen wie fast alle seine Kameraden und blieb die längste Zeit am Leben.

Aber sag mir selbst - ist das ein Leben?

Franz Hohler
zit. nach: Deutsche Pfadfinderschaft St. Georg (Hrsg.):
Geschichten für Sinndeuter. Düsseldorf 21982

 

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Die Chance der Bärenraupe, über die Straße zu kommen

Keine Chance.
Sechs Meter Asphalt.
Zwanzig Autos in einer Minute.
Fünf Laster. Ein Schlepper. Ein Pferdefuhrwerk.
Die Bärenraupe weiß nichts von Autos.
Sie weiß nicht wie breit der Asphalt ist.
Weiß nichts von Fußgängern, Radfahrern, Mopeds.
Die Bärenraupe weiß nur,
dass jenseits Grün wächst.
Herrliches Grün,
vermutlich fressbar.
Sie hat Lust auf Grün. Man müsste hinüber.
Keine Chance.
Sechs Meter Asphalt.
Sie geht los auf Stummelfüßen.
Zwanzig Autos in der Minute.
Geht los ohne Hast. Ohne Furcht. Ohne Taktik.
Fünf Laster. Ein Schlepper. Ein Pferdefuhrwerk.
Geht los und geht und geht und kommt an.

Rudolf Otto Wiemer
zit. nach: Deutsche Pfadfinderschaft St. Georg (Hrsg.):
Geschichten für Sinndeuter. Düsseldorf 21982

 

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Die Rose

Von Rainer Maria Rilke gibt es aus der Zeit seines ersten Pariser Aufenthaltes diese Geschichte:

Gemeinsam mit einer jungen Französin kam er um die Mittagszeit an einem Platz vorbei, an dem eine Bettlerin saß, die um Geld anhielt. Ohne zu irgendeinem Geber je aufzusehen, saß die Frau immer am gleichen Ort. Rilke gab nie etwas; seine Begleiterin gab häufig ein Geldstück.

Eines Tages fragte die Französin verwundert nach dem Grund, warum er nichts gebe, und Rilke gab zur Antwort: »Wir müssten ihrem Herzen schenken, nicht ihrer Hand.«

Wenige Tage später brachte Rilke eine eben aufgeblühte Rose mit, legte sie in die offene, abgezehrte Hand der Bettlerin und wollte weitergehen. Da geschah etwas Unerwartetes: die Bettlerin blickte auf, sah den Geber, erhob sich mühsam von der Erde, tastete nach der Hand des fremden Mannes, küsste sie und ging mit der Rose davon.

Eine Woche lang war die Alte verschwunden. Nach acht Tagen saß sie plötzlich wieder wie früher am gewohnten Platz. Sie war stumm wie damals. »Aber wovon hat sie denn all die Tage, da sie nichts erhielt, nur gelebt?«, fragte die Französin. Rilke antwortete: »Von der Rose...«

Rainer Maria Rilke
zit. nach: Deutsche Pfadfinderschaft St. Georg (Hrsg.):
Geschichten für Sinndeuter. Düsseldorf 21982

 

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Brunnenfrosch und Seefrosch

Ein Brunnenfrosch erhielt Besuch von einem Seefrosch. Die beiden begannen sich zu unterhalten. Der Brunnenfrosch fragte, indem er ein Stück nach vorne hüpfte: »Ist dein See so groß?« Der Seefrosch antwortete: »Viel, viel größer.« Da machte der Brunnenfrosch einen noch größeren Sprung und fragte: »Ist dein See so groß?« Aber der Seefrosch lachte und sagte: »Mein See ist riesengroß. Viel, viel größer.« Da hüpfte der Brunnenfrosch von einem Rand des Brunnens zum anderen und fragte: »Ist dein See so groß?« Und der Seefrosch lachte noch lauter und antwortete: »Du kleiner Brunnenfrosch kannst dir gar nicht vorstellen, wie groß mein See ist. Mein See ist unendlich groß. Das wird wohl nie in dein Gehirn hineingehen!« Da wurde der Brunnenfrosch wütend und schrie den Seefrosch an: »Nun bin ich von einem Rand des Brunnens zum anderen gehüpft. Nichts kann größer als mein Brunnen sein! Mach, dass du fortkommst, ich will dich nicht mehr sehen!«

Quelle unbekannt
zit. nach: Deutsche Pfadfinderschaft St. Georg (Hrsg.):
Geschichten für Sinndeuter. Düsseldorf 21982

 

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Wünsche an das neue Jahr

Du neues Jahr sei ein Jahr des Lichtes,
der Liebe und des Schaffens!
Bringe den Menschen die Krone des Lebens
und lasse die Kronen dieses Lebens menschlich sein.
Setze dem Überfluss Grenzen,
und lasse die Grenzen überflüssig werden.
Gib allem Glauben seine Freiheit,
und mach die Freiheit zum Glauben aller.
Nimm den Ehefrauen das letzte Wort,
und erinnere die Ehemänner dagegen an ihr erstes.
Lasse die Leute kein falsches Geld machen,
aber auch das Geld keine falschen Leute.
Gib den Regierungen ein besseres Deutsch
und den Deutschen bessere Regierungen.
Schenke unseren Freunden mehr Wahrheit
und der Wahrheit mehr Freunde.
Gib den Gutgesinnten eine gute Gesinnung,
lasse die Wissenschaft Wissen schaffen.
Bessere solche Beamten, die wohl feil, aber nicht wohlfeil,
und wohl tätig, aber nicht wohltätig sind,
und lasse die, die rechtschaffen sind, auch recht schaffen.
Lasse uns nicht vergessen, dass wir alle von Gottes Gnaden sind
und dass alle allerhöchsten Menschen Demokraten waren.
Gib unserem Verstand Herz und unserem Herzen Verstand,
auf dass unsere Seele schon hier selig wird.
Sorge dafür, dass wir alle in den Himmel kommen -
aber noch lange nicht!

aus der Bergischen Volkszeitung von 18...
zit nach: Deutsche Pfadfinderschaft St. Georg (Hrsg.):
Neue Geschichten für Sinndeuter. Düsseldorf 1986

 

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Gebet

Bedenkt, dass jetzt um diese Zeit der Mond die Stadt erreicht,
und eine kleine Ewigkeit sein Milchgebiss uns zeigt;
bedenkt, dass hinter ihm ein Himmel ist, den man nicht definieren kann,
vielleicht kommt jetzt um diese Zeit ein Mensch dort oben an.
Und umgekehrt wird jetzt vielleicht ein Träumer in die Welt gesetzt,
und manche Mutter hat erfahren, dass ihre Kinder nicht die besten waren.
Bedenkt auch, dass Ihr Wasser habt und Brot,
dass Unglück auf der Straße droht
für die, die weder Tisch noch Stühle haben,
und mit der Not die Tugend auch begraben.
Bedenkt, dass mancher sich betrinkt
weil ihm das Leben nicht gelingt,
dass mancher lacht weil er nicht weinen kann,
dem einen sieht man's an, dem ändern nicht.
Bedenkt, wie schnell man oft ein Urteil spricht.
Und dass gefoltert wird, das sollt Ihr auch bedenken;
gewiss ein heißes Eisen, ich wollte niemand kränken,
doch werden Panzer jetzt gezählt - wenn einer fehlt,
das könnte einen Menschen retten, der jetzt um diese Zeit
in Eurer Mitte sitzt, von Gleichgesinnten noch geschützt.
Wenn Ihr dies alles wollt bedenken, dann will ich gern den Hut,
den ich nicht habe, schwenken,
die Frage ist, sollen wir sie lieben diese Welt, sollen wir sie lieben?
Ich möchte sagen, wir wollen es üben.

aus: Deutsche Pfadfinderschaft St. Georg (Hrsg.):
Neue Geschichten für Sinndeuter. Düsseldorf 1986

 

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Ein guter Mensch am Höllentor

Die Hölle war total überfüllt, und noch immer stand eine lange Schlange am Eingang. Schließlich musste sich der Teufel selbst herausbegeben, um die Bewerber fortzuschicken. »Bei mir ist alles so überfüllt, dass nur noch ein einziger Platz frei ist«, sagte er. »Den muss der ärgste Sünder bekommen. Sind vielleicht ein paar Mörder da?« Und nun forschte er unter den Anstehenden und hörte sich deren Verfehlungen an. Was auch immer sie ihm erzählten, nichts schien ihm schrecklich genug, als dass er dafür den letzten Platz in der Hölle hergeben mochte. Wieder und wieder blickte er die Schlange entlang. Schließlich sah er einen, den er noch nicht befragt hatte. »Was ist eigentlich mit Ihnen - dem Herrn, der da für sich allein steht? Was haben Sie getan?«
»Nichts« sagte der Mann, den er so angesprochen hatte. »Ich bin ein guter Mensch und nur aus Versehen hier. Ich habe geglaubt, die Leute ständen hier um Zigaretten an.«
»Aber Sie müssen doch etwas getan haben«, sagte der Teufel. »Jeder Mensch stellt etwas an.«
»Ich sah es wohl«, sagte der gute Mensch, »aber ich hielt mich davon fern. Ich sah, wie Menschen ihre Mitmenschen verfolgten, aber ich beteiligte mich niemals daran. Sie haben Kinder hungern lassen und in die Sklaverei verkauft; sie haben auf den Schwachen herumgetrampelt und die Armen zertreten. Überall um mich herum haben Menschen von Übeltaten jeder Art profitiert. Ich allein widerstand der Versuchung und tat nichts.«
»Absolut nichts?« fragte der Teufel ungläubig. »Sind Sie sich völlig sicher, dass Sie das alles mitangesehen haben?«
»Vor meiner eigenen Tür«, sagte der »gute Mensch«.
»Und nichts haben Sie getan?« wiederholte der Teufel.
»Nein!«
»Komm herein, mein Sohn, der Platz gehört dir!«
Und als er den »guten Menschen« einließ, drückte sich der Teufel zur Seite, um mit ihm nicht in Berührung zu kommen.

Eugen Rucker
aus: Deutsche Pfadfinderschaft St. Georg (Hrsg.):
Neue Geschichten für Sinndeuter. Düsseldorf 1986

 

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Die kleine Schraube

Es gab einmal in einem riesigen Schiff eine ganz kleine Schraube, die mit vielen anderen ebenso kleinen Schrauben zwei große Stahlplatten miteinander verband. Diese kleine Schraube fing an, bei der Fahrt mitten im Indischen Ozean etwas lockerer zu werden und drohte herauszufallen. Da sagten die nächsten Schrauben zu ihr: »Wenn du herausfällst, dann gehen wir auch.« Und die Nägel unten am Schiffskörper sagten: »Uns wird es auch zu eng, wir lockern uns auch ein wenig.« Als die großen eisernen Rippen das hörten, da riefen sie: »Um Gottes willen bleibt; denn wenn ihr nicht mehr haltet, dann ist es um uns geschehen!« Und das Gerücht von dem Vorhaben der kleinen Schraube verbreitete sich blitzschnell durch den ganzen riesigen Körper des Schiffes. Er ächzte und erbebte in allen Fugen. Da beschlossen sämtliche Rippen und Platten und Schrauben und auch die kleinsten Nägel, eine gemeinsame Botschaft an die kleine Schraube zu senden, sie möge doch bleiben; denn sonst würde das ganze Schiff bersten und keine von ihnen die Heimat erreichen. Das schmeichelte dem Stolz der kleinen Schraube, dass ihr solch ungeheure Bedeutung beigemessen wurde, und sie ließ sagen, sie wolle sitzenbleiben.

Rudyard Kipling
zit. nach: Deutsche Pfadfinderschaft St. Georg (Hrsg.):
Geschichten für Sinndeuter. Düsseldorf

 

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Der Adler

Ein Mann ging in einen Wald, um nach einem Vogel zu suchen, den er mit nach Hause nehmen konnte. Er fing einen jungen Adler, brachte ihn heim und steckte ihn in den Hühnerhof zu den Hennen, Enten und Truthühnern. Und er gab ihm Hühnerfutter zu fressen, obwohl er ein Adler war, der König der Vögel.

Nach fünf Jahren erhielt der Mann den Besuch eines naturkundigen Mannes. Und als sie miteinander durch den Garten gingen, sagte der: »Dieser Vogel dort ist kein Huhn, er ist ein Adler.«

»Ja«, sagte der Mann, »das stimmt. Aber ich habe ihn zu einem Huhn erzogen. Er ist jetzt kein Adler mehr, sondern ein Huhn, auch wenn seine Flügel drei Meter breit sind.«
»Nein«, sagte der andere. »Er ist noch immer ein Adler, denn er hat das Herz eines Adlers. Und das wird ihn hoch hinauffliegen lassen in die Lüfte.«
»Nein, nein«, sagte der Mann, »er ist jetzt ein richtiges Huhn und wird niemals fliegen.«

Darauf beschlossen sie, eine Probe zu machen. Der naturkundige Mann nahm den Adler, hob ihn in die Höhe und sagte beschwörend: »Der du ein Adler bist, der du dem Himmel gehörst und nicht dieser Erde: breite deine Schwingen aus und fliege!«
Der Adler saß auf der hochgereckten Faust und blickte um sich. Hinter sich sah er die Hühner nach ihren Körnern picken, und er sprang zu ihnen hinunter. Der Mann sagte: »Ich habe dir gesagt, er ist ein Huhn.«
»Nein«, sagte der andere, »er ist ein Adler. Versuche es morgen noch einmal.«

Am anderen Tag stieg er mit dem Adler auf das Dach des Hauses, hob ihn empor und sagte: »Adler, der du ein Adler bist, breite deine Schwingen aus und fliege!« Aber als der Adler wieder die scharrenden Hühner im Hofe erblickte, sprang er abermals zu ihnen hinunter und scharrte mit ihnen.

Da sagte der Mann wieder: »Ich habe dir gesagt, er ist ein Huhn.« - »Nein«, sagte der andere, »er ist ein Adler, und er hat noch immer das Herz eines Adlers. Lass' es uns noch ein einziges Mal versuchen; morgen werde ich ihn fliegen lassen.«

Am nächsten Morgen erhob er sich früh, nahm den Adler und brachte ihn hinaus aus der Stadt, weit weg von den Häusern an den Fuß eines hohen Berges. Die Sonne stieg gerade auf, sie vergoldete den Gipfel des Berges, jede Zinne erstrahlte in der Freude eines wundervollen Morgens. Er hob den Adler und sagte zu ihm: »Adler, du bist ein Adler. Du gehörst dem Himmel und nicht dieser Erde. Breite deine Schwingen aus und fliege!«

Der Adler blickte umher, zitterte, als erfülle ihn neues Leben - aber er flog nicht. Da ließ ihn der naturkundige Mann direkt in die Sonne schauen. Und plötzlich breitete er seine gewaltigen Flügel aus, erhob sich mit dem Schrei eines Adlers, flog höher und kehrte nie wieder zurück. Er war ein Adler, obwohl er wie ein Huhn aufgezogen und gezähmt worden war!

Diese Geschichte stammt aus Afrika - sie endet mit dem Aufruf:

Völker Afrikas! Wir sind geschaffen nach dem Ebenbilde Gottes, aber Menschen haben uns gelehrt, wie Hühner zu denken, und noch denken wir, wir seien wirklich Hühner obwohl wir Adler sind. Breitet eure Schwingen aus und fliegt! Und seid niemals zufrieden mit den hingeworfenen Körnern.

James Aggrey
zit. nach: Deutsche Pfadfinderschaft St. Georg (Hrsg.):
Geschichten für Sinndeuter. Düsseldorf

 

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